Bitcoin & Co. sind spätestens nach der rasanten Rally Ende 2017 in der breiten öffentlichen Wahrnehmung angekommen. Entsprechend hat die mediale Berichterstattung zugenommen. Leider habe ich immer wieder den Eindruck, dass über Dinge berichtet werden, die nicht wirklich verstanden werden. Unvollständig eingeordnete Fakten und falsche Tatsachenbeschreibung erzeugen eine negative Grundtonalität in den Artikeln. So entsteht eine skeptische Grundhaltung gegenüber einer revolutionären Technologie, der ich gerne argumentativ entgegen treten möchte. Im Idealfall kann ich dazu beitragen fundamentale Lücken zu schließen und die Qualität der Berichterstattung insgesamt zu heben. 

Heute geht es um den Artikel „Die Autohersteller entwickeln Blockchain Mobi für Fahrzeuge“ erschienen auf FAZ.net am 3.5.2018. Es geht um das Bestreben der Automobilhersteller Blockchaintechnologien für das Auto der Zukunft zu verwenden.

Bereits im ersten Satz hat sich in die beschriebene „Mobility Open Blockchain Initiaitve[sic]“  hat ein Rechtschreibfehler eingeschlichen. An für sich kein Problem, wäre der Artikel nicht Insgesamt sehr oberflächlich und flüchtig geschrieben. Aber was ist das Ziel der MOBI?

Angeführt von internationalen Unternehmen der Automobilbranche wie BMW, General Motors und Renault soll dem Fahrzeugbesitzer dadurch mehr Sicherheit und Kontrolle über die Daten gegeben werden, die im Fahrzeug von ihm aufgezeichnet werden.

Klingt erstmal spannend. Es folgt eine wolkiger Absatz über die Funktionsweise von Blockchains, um nach soviel Tiefgang flugs noch schnell in zwei Sätzen das unglaubliche Potential dieser Technologie anzupreisen.

Nicht nur, dass der Fahrzeugbesitzer in einem transparenten System aktiv entscheiden und nachverfolgen kann, was mit seinen aufgezeichneten Daten passiert. Auch könnten autonome Fahrzeuge eigenständig Zahlungen leisten – zum Beispiel für Park- und Mautgebühren, Carsharing-Dienste oder auf digitalen Marktplätzen für Fahrdaten.

Okay. Klingt erstmal spannend. War leider auch schon alles. Naja, fast.

Kritiker bemängeln bei Blockchain-Systemen zu hohe Anforderungen an die Rechenleistung und den Speicherplatz sowie einen hohen Energieverbrauch. Die Herstellung beziehungsweise Berechnung der ältesten Kryptowährung „Bitcoin“ basiert auf der Blockchain-Technologie und benötigt schon jetzt in Island mehr Energie als alle Haushalte auf der Insel zusammen.

Liebe FAZ, der Artikel enthält praktisch keinerlei Informationen. Das ist erstmal nicht schlecht, so kann man inhaltlich wenigstens keine Fehler machen. Aber wie Ihr im letzten Moment noch den Stromverbrauch des Bitcoins zu einem allgemeinen Problem von Blockchains macht, Respekt, das muss man erstmal hinbekommen. Letztlich ist es aber leider nur konsequent. Folgt man der FAZ zum Thema Blockchain, bleibt vor allem eins hängen: Bitcoin = Blockchain = hoher Stromverbrauch = schlecht.

Schade, beim nächsten Mal bitte ein kleines bisschen mehr Recherche, das Thema ist wirklich spannend. Es gibt nämlich auch „energiesparsame“ Konsensusverfahren, wie den Proof-of-Stake. Ebenso sind Weiterentwicklungen interessant, die ohne eine Blockchain auskommen. Prominentes Beispiel ist IOTA mit seiner Tangle Technologie, die kooperieren übrigens mit Bosch und VW im Bereich – Überraschung – autonomes Fahren. Konkretes Beispiel gefällig? Platooning. Autonome Autos fahren in einer Kolonne möglichst dicht beieinander um Benzin zu sparen. Da dies auf Kosten des führenden Fahrzeuges geht, beteiligen sich die hinteren Fahrzeuge an seinem Benzinverbrauch. Bezahlt wird im Tangle mit IOTA.