So funktioniert ein ICO

ICO ist die Abkürzung von Initial Coin Offering, ist eine Variante des Crowdfundings. Der Begriff stammt vom englischen Begriff Initial Public Offering (IPO). So wird der Börsengang eines Unternehmens bezeichnet, dessen Aktien erstmals öffentlich gehandelt werden. Im Gegensatz dazu werden bei einem ICO jedoch keine Aktien zum Kauf angeboten, sondern Investoren kaufen eine Kryptowährung. Frei übersetzt bedeutet ICO „anfängliche Münzangebote“, also die erste Gelegenheit zum Kauf einer neuen Kryptowährung.

Die meisten Projekte die einen ICO durchführen befinden sich in der Konzeptphase. Die Finanzierung wird für die Realisierung des Projektes benötigt. Dabei ist offen, ob die geplanten Ziele erreicht werden und es einen Markt für das Produkt gibt. Solche frühen Investments sind mit einem sehr hohen Risiko verbunden. Im Falle eines Erfolges können die Renditen allerdings astronomisch sein. Einer der ersten ICOs wurde von der Smart Contract Plattform Ethereum durchgeführt. Hierbei wurden im Juli 2014 Ether für ca. 0,30 USD erstmalig angeboten. Heute notiert der Kurs bei knapp 800 USD, das mehr als 2500-fache!

Die Phasen eines ICOs

Zunächst wird das Projekt vorgestellt. In der Regel gibt eine Website. Hier wird das Projekt und das Team vorgestellt. Ein Whitepaper gibt ausführlich Auskunft über den Markt und die Technologie. Auf Basis dieser Informationen trifft man die Kaufentscheidung.

Ein ICO hat eine festgelegte Laufzeit. Währenddessen man teilnehmen und Coins auf das angegebene Wallet transferieren. Meist sind das populäre Währungen wie Bitcoin oder Ether. Wird ein Mindestbetrag für die Projektumsetzung benötigt, spricht man von einem Softcap. Wird der Softcap nicht erreicht, bekommen die Investoren ihre Coins rückerstattet. Zusätzlich kann es einen Hardcap geben. Das ist der maximale Investitionsbetrag. Wird dieser erreicht, ist der ICO abgeschlossen.

Die Laufzeit des ICOs kann zusätzlich in verschiedene Phasen unterteilt sein. Wer in einer frühen Phase investiert bekommt einen Discount. Das ist ein Nachlass auf den endgültigen Verkaufspreis. Z.B. kann es in der ersten Phase 30%, in einer zweiten Phase 10% geben. In der dritten und letzen Phase muss man den vollen Preis bezahlen. So sollen möglichst schnell möglichst viele Investoren gewonnen werden.

Nach Abschluss des ICOs werden die Tokens verteilt. Das kann einige Wochen dauern. Jetzt erst steht der eigentliche Kaufpreis fest. Üblicherweise wird im Vorfeld die Anzahl der ausgeschütteten Coins festgelegt, beispielsweise werden 10.000 Stück angeboten. Werden im ICO insgesamt 100 Bitcoin eingesammelt, beträgt der Preis pro Token umgerechnet 0,01 BTC. 

In der Regel vergehen nochmals einige Woche oder Monate, bis ein neuer Coin an einer Börse gehandelt wird. Nicht selten werden diese dann mit einem deutlichen Aufschlag gehandelt.

Coin vs. Token

ICOs kann man grob unterscheiden zwischen der Verteilung neuer, nativer Coins und sogenannte Utility Tokens. Ein nativer Coin geht mit der Entwicklung einer neuen Blockchain einher. Mit einem Utility Token können hingegen auch andere Projekte finanziert werden. Sie werden mit Hilfe eines Smart Contract erstellt. Ein Beispiel ist Zrcoin. Hier wurde der Bau von zwei Zirconium Fabriken finanziert. Zirconium ist ein seltenes Metall, durch die Tokens partizipiert man am Gewinn dieser Fabriken.

Die bisherige Top 3 der größten ICOs

Platz eins hält seit September 2017 das US-Unternehmen „Filecoin“, ein dezentrales Cloudspeicher-Netzwerk: Hier kam in einem Monat die unglaubliche Summe von 257 Mio. Dollar zusammen.

Platz zwei geht an das US-Unternehmen „Tezos“, eine „selbstheilende“ Blockchain, mit Einnahmen von rund 232 Mio. Dollar.

Platz drei hält das Schweizer Unternehmen „Bancor“, Anbieter einer Universalwährung, mit Einnahmen von 153 Mio. Dollar – in drei Stunden!

ICOs und Recht

Der traditionelle Kapitalmarkt unterliegt allerlei Regulierungen, die  Anleger schützen sollen. ICOs unterliegen kaum Regulierung . Tokens müssen also weder Mitgliedschafts- noch Informations-, Kontroll- oder Stimmrechte enthalten. Der Anbieter allein entscheidet, welche Rechte oder Ansprüche er seinen Investoren einräumt. Das gilt vor allen für Token Sales. Deshalb ist bei einem ICO-Investment höchste Vorsicht geboten.

Wichtige Tipps für ein ICO-Investment

Wichtig: Wer Kryptowährungen kauft, der spekuliert! Ein Investment ist eine Risikokapitalanlage. Meist wird nicht in ein fertiges Produkt, sondern in eine Idee investiert. Deshalb gibt es einige Dinge zu beachten:

  • Sehr gute Kenntnisse zum Thema Kryptowährungen und Blockchain sind für eine Bewertung notwendig. Hat man diese nicht, sollte man umfassend recherchieren. In der Regel findet man Experten die das Vorhaben und das Team bewerten.
  • Das White-Paper genau lesen und analysieren.
  • Wie gut ist das Team? Sind die erforderlichen Kompetenzen vorhanden? Wie stark ist das Engagement? Sind Teile des Teams eventuell noch in anderen Projekten aktiv? Des weiteren sollte geprüft werden, ob Teammitglieder sich in der Vergangenheit bereits an anderen ICOs beteiligt haben und ob die Projekte erfolgreich waren.
  • Was bietet der angebotene Coin oder Token?
  • Besteht Rechtssicherheit? Sollte es zu Unstimmigkeiten beim Beteiligungsmodell kommen ist eine gerichtliche Auseinandersetzung aufwendig und teuer. Ein Unternehmenssitz im Ausland ist eine weitere Hürde. Ist der ICO im Herkunftsland gar illegal, kann man sich den Gang vor Gericht komplett sparen. Dementsprechend niedrig ist die Hürde die bereitgestellten Mittel ihrem eigentlich Zweck zu entfremden.
  • Achtung bei der Einzahlung: Für eine korrekte Zuordnung der Tokens zu einem Investment müssen Zahlungen von bestimmten Wallets erfolgen. Bei Auszahlungen von einer Börse ist das meist nicht möglich. Deswegen die entsprechenden Anweisungen sorgfältig lesen.
  • Es gab vermehrt Fälle von Phishing-Seiten, die Webseiten populärer ICOs nachgebaut haben. Einige sind darauf reingefallen und haben Coins auf das falsche Wallet überwiesen.