Das Silber zu Bitcoins Gold soll laut Litecoin-Chefentwickler Charlie Lee das Ziel dieser Kryptowährung sein. Es handelt sich um eine digitale Peer-to-Peer Währung, die sofortige und fast kostenlose Zahlungen weltweit ermöglichen soll. Da Litecoin auf dem Code von Bitcoin basiert, wurde der Währung oft vorgeworfen nur ein Klon zu sein. Doch wer ins Detail schaut, sieht, dass der Altcoin einige Änderungen zu bieten hat. Eine Analyse von TheCoinscout.
Alleinstellungsmerkmale von LTC
Litecoin ähnelt stark Bitcoin, der Hauptwährung auf dem Krypto-Markt: Es geht in erster Linie darum, eine alternative, dezentrale und sichere Finanzinfrastruktur bereitzustellen. Das unterscheidet die Währung stark von anderen Projekten, wie Cardano oder NEM, die die Technologie hinter ihren Kryptowährungen für effizientere Wirtschaftsabläufe entwickeln.
In zwei Hinsichten ist Litecoin der kryptografischen Leitwährung aber einen Schritt voraus: Die Zeit, in der Blöcke auf der Blockchain abgeschlossen wurde, wurde geviertelt: Alle 2,5 Minuten entsteht ein neuer Block, in Gegensatz zu Bitcoins 10 Minuten. Dadurch sind schnellere Transaktionsbestätigungen sowie mehr Transaktionen pro Sekunde möglich. Außerdem wurde der Algorithmus, der hinter dem Proof-of-Work-Verfahren steht von den Litecoin-Entwicklern ausgetauscht. Statt des SHA-256-Algorithmus von Bitcoin wird auf Scrypt gesetzt. So sollten ursprünglich große Mining-Farmen verhindert werden und damit die Währung dezentral gehalten werden.
Damit ist Litecoin eine klassische Kryptowährung, der es hauptsächlich um einen Vorsprung in Sachen Effizienz gegenüber Bitcoin geht. Weitere Aspekte, wie beispielsweise Moneros Konzentration auf höhere Sicherheit und stärkere Anonymität als bei anderen Kryptowährungen, spielen dabei keine vordergründige Rolle.
Warum Litecoin – welche Probleme löst die Kryptowährung?
Um das Silber zu Bitcoins Gold zu sein, will Litecoin vor allem zwei Probleme der dominanten Kryptowährung lösen: Die langsame Verarbeitung der Blöcke auf der Blockchain, was auch zu einer langsameren Transaktionszeit sowie weniger Transaktionen pro Sekunde sorgt. Und zum anderen sollte verhindert werden, dass das Mining von wenigen Serverfarmen zentralisiert wird und Normalanwender daran nicht mehr teilnehmen können. Dies ist bei Bitcoin bereits der Fall und auch das Minen von Ether ist auf dem Weg dorthin.
Als Antwort auf das erste Problem wird bei Litecoin alle 2,5 Minuten ein neuer Block erstellt, was ein deutlicher Unterschied zu Bitcoins 10 Minuten pro Block ist.
Indem der Kryptographie-Algorithmus Scrypt verwendet wird, wurde der Mining-Prozess technisch neugestaltet. Anstatt auf immer intensivere Rechenleistung zu setzen, wie es beim Hashing bei Bitcoin der Fall ist, benötigt das Minen von LTC vor allem größere Arbeitsspeicherkapazitäten. Damit soll einer Zentralisierung des Minings durch sogenannte ASICs, also spezielle und teure, auf Rechenleistung getrimmte Hardware, verhindert werden. Zwar gibt es mittlerweile auch für Litecoin entsprechende Geräte, allerdings sind diese um ein Wesentliches teurer als die, die für das Minen von Bitcoins verwendet werden.
Sichere Verwahrung der digitalen Währung
Für LTC wird eine eigene Wallet zur Verfügung gestellt: Litecoin Core. Die Software ist für alle gängigen Betriebssysteme verfügbar und dient zugleich als Client, um am Litecoin-Netzwerk teilzunehmen.
Ebenso können LTC über das Exodus Desktop Wallet verwahrt werden.
Das LTC-Team
Entwickelt wurde der Ableger von Bitcoin von Charlie Lee, der zuvor bereits für Google und Coinbase gearbeitet hatte. Seit Ende Dezember 2017 hält er selbst keine LTC mehr. Lee sah einen möglichen Interessenkonflikt darin, über seine Währung zu berichten und so den Kurs zu beeinflussen. Als solche Vermutungen immer lauter wurden, spendete und verkaufte er sein gesamtes Litecoin-Vermögen.
Wie bei vielen Kryptowährungen wie NEM und Stellar Lumens steht auch hinter Litecoin eine Stiftung, die in Singapur sitzende Litecoin Foundation. Gemeinsam mit Xinxi Wang und Franklyn Richards leitet Lee die Stiftung. Die technischen Entwickler und Programmierer von Litecoin arbeiten unter dem Litecoin Core Projekt, das sich eng mit der Litecoin Foundation abstimmt.
Die Technologie hinter Litecoin
Wie auch Bitcoin und Monero basiert Litecoin auf einer Blockchain. Durch eine kürzere Block-Time sind mehr Transaktionen pro Sekunde als bei Bitcoin möglich, allerdings weit weniger als beispielsweise Moneros 1.700 Transaktionen pro Sekunde.
Es ist der Kryptographie-Algorithmus, der Litecoin von anderen Blockchain-basierten Kryptowährungen abhebt: Scrypt. Daher wird das Minen von LTC auch oft als Scrypt-Mining bezeichnet. Die Idee entspricht dabei der des „klassischen“ Minings: Verschiedene Rechner konkurrieren darum, Hashs zu finden, die einen Block auf der Blockchain validieren. Allerdings ist Scrypt schneller und simpler gestaltet als der SHA-256-Algorithmus, den Bitcoin verwendet. Allerdings wird dabei nicht auf die Leistung von Grafikkarten zurückgegriffen, sondern auf Prozessorenleistung und Arbeitsspeicher. Mittlerweile gibt es zwar ASICs für das Minen von LTC, aber auch für Privatanwender soll sich das Geschäft noch lohnen. Denn wer den Hash entdeckt, bekommt momentan 25 LTC als Belohnung. Alle vier Jahre halbiert sich diese Summe, so dass der letzte Litecoin im Jahr 2142 gemined wird, sollte sich der Schwierigkeitsgrad der zu lösenden Rechenaufgaben nicht ändern, wie es bei Bitcoin regelmäßig geschieht.
Statistiken
- Start: 2011
- Summe der Coins: Insgesamt können 84,000,000 LTC ausgeschüttet werden
- Algorithmus: Work-of-Proof
- Block time/Reward: Alle 2,5 Minuten wird ein neuer Block durch Mining generiert
- Emission: Pro erfolgreich validiertem Block werden momentan 25 LTC ausgeschüttet. Diese Belohnung halbiert sich alle vier Jahre
- Transaktionen pro Sekunde: 56 Transaktionen pro Sekunde
Entwicklung seit dem Initial Coin Offering (ICO)
In 2017 legte Litecoin einen rasanten Aufstieg hin: von 4,33 US-Dollar hin zu 132,34 US-Dollar – das entspricht einer Wertsteigerung von 2,950%. Das erinnert stark an das Wachstum von Bitcoin und liegt sogar noch darüber. Im Zuge des Wertverlustes von Bitcoin Anfang 2018 sank auch der Kurs für LTC, steigt aber Ende Januar 2018 wieder leicht an.
Dieser starken Volatilität zum Trotz hat sich die Abspaltung mit einer Marktkapitalisierung von über 12 Milliarden US-Dollar einen sicheren Platz unter den zehn erfolgreichsten Kryptowährungen gesichert.
Fazit und Ausblick
Im Gegensatz zu IOTA oder Lisk soll die hinter der Kryptowährung stehende Technologie nicht in erster Linie als neue Infrakstruktur für Unternehmen dienen, sondern wie Bitcoin ein alternatives Geldsystem anbieten. Das heißt, dass mit den LTC die Währung selbst im Zentrum steht. Im Zusammenhang damit, dass die Menge der verfügbaren LTC anders als bei Ripple bspw. begrenzt ist, steht hier einer weiteren Kurssteigerung wenig im Weg.
Auch Händler dürften sich mit Litecoin besser anfreunden können als mit Bitcoin. Die Vervierfachung der Transaktionen pro Sekunde macht schließlich schnellere Kaufabwicklungen möglich. Allerdings können herkömmliche Zahlungssysteme wie Visa mit 1,700 Transaktionen pro Sekunde aufwarten und auch konkurrierende Kryptowährungen wie Monero stehen hier wesentlich besser da. Hinzu kommt gerade bei letztgenannter die wesentlich höhere Anonymität ins Spiel, die sich bei Litecoin an ihrem Ursprung, Bitcoin, orientiert und kein Hauptfokus in der Entwicklung war.
Ein großes Problem könnte der Mining-Prozess werden. Schon jetzt sind ASICs für Mining-Farmen verfügbar und könnten so die Kryptowährung stärker zentralisieren. Dem kann Litecoin entgegensteuern, wenn es die Hash-Schwierigkeit senkt und so wieder mehr Privatpersonen die Möglichkeit zum Mining bietet. Mit einer Marktkapitalisierung von über 13 Milliarden US-Dollar, einem Alter von über fünf Jahren und einem langsam wieder steigenden Kurs dürfte sich Litecoin aber noch länger in den Top 10 der Kryptowährungen halten. Manche sprechen sogar vorsichtig davon, dass Litecoin Bitcoin bald einholen könnte.